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Schlechtachten uber das Gutachten der TVT

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. hat 25. April 2005 ein Gutachten über Rodeoveranstaltungen in der Bundesrepublik Deutschland unter tierschutzrechtlichen, ethologischen und ethischen Gesichtspunkten erstellt. Dieses Gutachten wird seitdem von vielen Rodeogegnern als Begründung für ihre Vorwürfe gegen den Sport verwendet.
   Es wurde von sechs Personen unterschrieben, die sich mit einer einzelnen Ausnahme alle Dr. schreiben und Angehörigkeit verschiedener Universitäten angeben; der sechste ist "Richter am Amtsgericht". Das Gutachten sieht beim ersten Blick auch professionell und sachlich aus, aber wenn man sich mit dem Sport und dem Verhalten der Tiere gründlich bekannt gemacht hat und das Gutachten auf diesem Hintergrund sorgfältig durchliest, fällt einem auf, dass es so viele tatsächliche Fehler enthält, dass es als Grundlage eines rationellen Entschlusses nicht verwendbar ist.
   Das Gutachten wurde im Laufe der Zeit vielen Menschen unterbreitet, die wegen ihrer Unkenntnis zu dem Sport leider keine Voraussetzungen dafür hatten, diese Fehler zu durchschauen, und sich deshalb davon überzeugen ließen, dass die Tiere beim Rodeo misshandelt würden. Ich werde im Folgenden die wesentlichsten Unkorrektheiten in dem Gutachten beschreiben.

Seite 1, letzter Abschnitt:
   "Wie bei Zirkusvorstellungen handelt es sich auch bei Rodeoveranstaltungen um Aktivitäten gemäß § 3 Nr. 6 Tierschutzgesetz (TierSchG) (Filmaufnahmen, Schaustellung oder ähnliche Veranstaltungen)"
   Bei den Rodeos in Deutschland dürfen alle so viel fotografieren, wie sie wollen, und ich habe auch mehrmals Fernseh-Teams in Aktion gesehen. Das bedeutet aber nicht, dass die Tiere bloß zu diesem Zweck zur Schau gestellt würden: Wie Sie auf dieser Website unter Disziplinen lesen können und wie jeder Zuschauer eines Rodeos mit eigenen Augen sehen kann, handelt es sich beim Rodeo ausschließlich um sportlichen Wettkämpfe, wo es darum geht, die höchste Anzahl Punkte oder die kürzeste Zeit zu erzielen, um den Wettkampf zu gewinnen. Damit fällt der Sport nicht unter diesen Absatz des Tierschutzgesetzes, sondern unter § 3 Nr. 1.b.
   Somit ist es, im Gegensatz dazu, was einige Zeilen weiter unten in diesem Abschnitt des Gutachtens steht, durchaus relevant, ob "es sich um erhebliche oder nicht erhebliche Belastungen handelt". Anders als in § 3 Nr. 6, wo es verboten wird, "ein Tier zu einer Filmaufnahme, Schaustellung, Werbung oder ähnlichen Veranstaltung heranzuziehen, sofern damit Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind", wird es in § 3 Nr. 1.b nur verboten "im Training oder bei sportlichen Wettkämpfen oder ähnlichen Veranstaltungen Maßnahmen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind (...) anzuwenden".
   Erheblich oder nicht erheblich: das ist wohl eine Frage des persönlichen Geschmacks, das heißt des Geschmacks der Menschen, die sich darüber äußern, wie schwer die Tiere leiden oder nicht leiden. Bei den Rodeos in Deutschland, die ich als Zuschauer und/oder Teilnehmer besucht habe (bisher alle von Rodeo America in Griesheim veranstaltet), sind die Tiere gar keinen "Schmerzen, Leiden oder Schäden" ausgesetzt worden, es sei denn, man betrachtet es an sich als Leiden für Pferde, dass sie überhaupt geritten werden.

Auf Seite 2 werden einige der Rodeodisziplinen ganz kurz beschrieben. Hier sind bloß einige Details zu korrigieren:
- Beim Saddle Bronc Riding wird nicht ein Westernsattel, sondern ein speziell für diese Disziplin konstruierter Sattel verwendet.
- Beim Team Roping wird der Stier nicht, wie hier steht, niedergeschnürt, sondern nur, wie unter Disziplinen beschrieben, von zwei Reitern eingefangen und er soll dabei nicht umfallen.
- Die in dem Gutachten erwähnten weiteren Disziplinen Steer Wrestling, Team Roping, zu Fall bringen von Tieren, Zwangsmelken von Mutterkühen, Schafreiten und Ferkelfangen habe ich nie bei einem Rodeo in Deutschland gesehen. Ein Tier mit Absicht zu Fall zu bringen verstößt übrigens gegen die Regeln des Sports.

Der Flankengurt
Eine gewisse Ehrlichkeit muss zugeben werden. So schreibt die TVT auf Seite 3 über den Flankengurt, dass es "beim Pferd wohl nicht zur Abschnürung von Geschlechtsteilen" komme, "wie immer wieder behauptet wird". Das ist korrekt.
   Einige Seilen darunter steht, die Fellummantelung des Gurtes habe "keinen entschärfenden Einfluss auf die Reaktion des Pferdes, sie kann allenfalls vor später sichtbaren Verletzungen schützen."
   Was wird mit "später sichtbaren" gemeint? Ich kann es nicht lassen, hier eine Verdächtigung zu spüren, das heißt, es wird angedeutet, dass man mit Absicht den Pferden nur solche Verletzungen zufüge, die bei einer nachfolgenden Besichtigung der Tiere nicht entdeckt würden. Oder wird damit bloß gemeint, dass wegen der Fellummantelung keine Hautabschürfungen oder andere Schäden entstehen, die man mit dem bloßen Auge sehen könnte und die das Pferd genieren könnten? Letzteres ist tatsächlich der Zweck der Ummantelung.
   Dass die Ummantelung "keinen entschärfenden Einfluss“ habe, ist irrelevant. Das Tier reagiert nicht auf einen durch den Flankengurt verursachten Druck oder Schmerz, sondern auf die bloße Anwesenheit eines Fremdkörpers an seinem Leib. Zu diesem Zweck muss der Flankengurt so locker sein, dass er sich mit den Bewegungen des Tieres etwas hin und her verschieben kann, damit er das Tier an den Flanken kitzelt.
   Weiter heißt es in diesem Abschnitt, das "Gurtende wird beim Auslassen des Pferdes aus der Box so lange wie möglich festgehalten, wodurch der Gurt maximal zugezogen wird. Vorher durchgeführte Kontrollen zum lockeren Sitz des Flankengurtes verlieren dadurch ihren Sinn."
   Wie Sie weiter unten lesen können, ist dies nicht korrekt: Der Gurt wird nicht "maximal zugezogen" und eine Kontrolle seines lockeren Sitzes hat für alle Parteien durchaus einen Sinn.
   Im nächsten Abschnitt heißt es, der Flankengurt müsse "als der eigentliche Auslöser des Buckelns und Auskeilens der Pferde angesehen werden."
   Das ist er nicht. Wie Sie unter dem Tierwohlfahrt – Warum buckeln die Tiere? lesen können, ist das Buckeln eine natürliche Abwehrreaktion, die erhalten worden ist, weil die Pferde nicht eingeritten sind. Darum konnte man, während die Auflage gegen die Verwendung des Flankengurtes in Deutschland in Kraft war, beobachten, dass die Tiere auch ohne ihn buckelten. Das würden sie nicht tun, wenn es korrekt wäre, was die TVT hier schreibt.
   Viele Tiere haben zwar eine Neigung dazu, ohne Flankengurt weniger heftig zu buckeln als mit ihm, aber sie buckeln trotzdem. Andererseits haben einige Pferde, auch in Deutschland, so viel Temperamet, dass sie ohne Flankengurt geritten werden. Außerdem fangen die Tiere, von diesen besonders temperamentvollen Pferden abgesehen, nicht schon an zu buckeln, wenn der Flankengurt angelegt wird, sondern erst wenn die Tür zur Arena geöffnet wird. Ich habe auch selbst mehrmals gesehen, dass Tiere (Pferde und Bullen) aufhörten zu buckeln, ehe der Flankengurt abgenommen wurde. Auch das täten sie nicht, wenn er die Ursache für das Buckeln wäre.
   Unter dem obigen Link zitiere ich aus einem Interview auf rodeoup.com mit Harry Vold, einem der größten Stock Contractors Nordamerikas, der es nach damals 40 Jahren in der Branche wohl wissen sollte: "An animal can not be made to buck. He has to have the will, the determination, and the disposition to want to buck. If an animal does not have that disposition to consistently want to perform, well, he is not going to buck. Bull or horse, it doesn't matter." (Ein Tier kann nicht dazu beeinflusst werden zu buckeln. Es muss den Willen, die Entschlossenheit und die Disposition haben, buckeln zu wollen. Wenn ein Tier nicht diese Disposition hat, immer leisten zu wollen, nun, dann wird es nicht buckeln. Bulle oder Pferd – das macht keinen Unterschied.)
   Außerdem habe ich z. B. beim Englisch Reiten und Dressur mehrmals gesehen, dass auch normale Reitpferde buckeln, nicht nur zum Spaß auf der Wiese, sondern auch beim Reiten. Zwar tun sie es bei weitem nicht so oft wie ihre Kollegen beim Rodeo, aber jeder Reiter ist einigemal abgeschmissen worden.

Weiter heißt es, dass bei dem für das Gutachten untersuchten Rodeos die Pferde "eine Stress-Mimik (verlängerte Oberlippe, geweitete Nüstern, hochgezogene Lefzen, eingeklemmter Schweif, angespannte Maulpartie)" zeigten und dass dies "auf einen negativen Emotionszustand schließen" lasse. Darum sei der Flankengurt "als Auslöser von Leiden (Stress, Angst, Furcht)" und "potentieller Auslöser von Schmerzen anzusehen." Buckeln gehöre zwar "zum normalen Verhalten eines Pferdes, beispielsweise beim Spiel, zur Entspannung der Muskulatur oder bei Übermuts- und Freudensbekundungen", aber dabei zeigten die Pferde "immer eine entspannte Gesichtsmimik".
   Mein erster Gedanke ist hier, dass die sich mal die Gesichter der Reiter angucken sollten, ehe sie wieder von Stress-Mimik reden. Na gut, die Autoren schreiben auch selbst auf der ersten Seite, dass sie das Gutachten "unter tierschutzfachlichen" und nicht unter menschenschutzfachlichen "Gesichtspunkten" ausgefertigt haben, aber dennoch.
   Spaß bei Seite: Hier fehlt mir ein Vergleich mit der Mimik, die Pferde bei anderen Sportarten und sonst zeigen, damit man wissen kann, wie oder ob sich die 'Rodeo-Mimik' der Tiere von ihrer in diesen Verbindungen gezeigten Mimik unterscheidet.
   Wenn ich z.B. nach dem English Reiten meinem Pferd das Kopfzeug abnehme, macht sie immer den Mund weit auf, um die Trense auszuspucken, und nachher reibt sie das Maul gegen meine Jacke. Ist das ein Zeichen, dass sie Angst vor mir hat oder dass es sie stresst, sich in dem Stall ausruhen zu dürfen?

Weiter heißt es unter Bewältigungsstrategien auf Seite 4, das Buckeln der Pferde sei "außerdem eine arttypische Verhaltensweise zur Abwehr von Beutegreifern, bei der Flucht ..." und sei "in diesen Fällen eine aktive Bewältigungsstrategie bei negativem Emotionszustand".
   Das erste sagen wir Rodeofans ja auch immer wieder: Es ist eine natürliche Abwehrreaktion, um sich gegen den Angriff eines Raubtieres zu wehren. Reitpferde hat man beim Einreiten dazu dressiert, dieses Instinkt zu unterdrücken und sich damit abzufinden, einen Reiter zu tragen. Bei nicht eingerittenen Pferden ist dieses Instinkt noch intakt und das nutzt man beim Rodeo aus.
   Dass die Tiere manchmal erstarren anstatt zu buckeln, sei eine passive Bewältigungsstrategie, die auch "erlernte Hilflosigkeit" genannt wird. Deren Symptomatik umfasse z.B. "ein kognitives Defizit: zunehmende Schwierigkeit in späteren Situationen zu lernen, dass eigenes Handeln wirkungsvoll ist", und "ein emotionales Defizit: deprimierte bis depressive Stimmung als Folge der Nutzlosigkeit eigenen Handelns".
   Beim Rodeo lernen die Tiere vor allem, dass eigenes Handeln in der Form des Buckelns wirkungsvoll ist: Je heftiger ich buckele, um so schneller werde ich den Reiter los; ich gehe als Sieger aus der Arena und kann danach in aller Ruhe weiterfressen.
   Es ist korrekt dass ein Tier, nachdem es einige Mal still gestanden hat, bis der Reiter von selbst abgestiegen ist, dazu neigt, "in späteren Situationen" auf gleicher Weise zu reagieren. Dies muss jedoch meines Erachtens nicht unbedingt Zeichen eines kognitiven Defizits sein, sondern kann auch daran liegen, dass sich das Tier gemerkt hat, dass das bequemere Stillstehen und Abwarten zu dem gleichen, gewünschten Ergebnis führt wie das mehr anstrengende Buckeln.

Nach insgesamt zwei vollen Seiten darüber, wie frustrierend es für die Pferde sei, dass sie beim Rodeo ihrem natürlichen Instinkt folgen und den Reiter abbuckeln dürfen, geben die Autoren des Gutachtens zu, dass es auch bei Reitpferden vorkommt, dass sie buckeln. Bei diesen Tieren sei es jedoch eine "Art von Problemverhalten", das sich meistens "als Reaktion auf z. B. unangenehme Einwirkung des Reiters" entwickle. "Das Pferd lernt daraus schnell, dass es sich durch Buckeln dem Reiter entziehen kann."
   Bei Reitpferden ist es also nicht als "arttypische Verhaltensweise" oder "aktive Bewältigungsstrategie bei negativem Emotionszustand" zu betrachten, sondern als "Problemverhalten" seitens der Pferde. Nun frage ich mich, in welcher Verbindung die Pferde der schlimmsten Grausamkeit ausgesetzt werden: wenn Reitpferde dazu konditioniert werden, ihr natürliches Instinkt zu unterdrücken, weil sie nicht das tun dürfen, was sie gern wollen – oder wenn Rodeopferde erfahren, dass sie es gern dürfen, damit Erfolg haben und sogar dafür gelobt werden?

Bullenreiten
Über Bullenreiten heißt es auf Seite 5-6, dass es sich um "Darbietungen" handle, "bei denen das natürliche Abwehrverhalten des Rindes für Showzwecke instrumentalisiert" werde, was "mit dem Tierschutzgesetz nicht zu vereinbaren" sei.
   Wie Sie unter dem Disziplinen – Bull Riding lesen können, und wie jeder bei einem Rodeo mit eigenen Augen sehen kann, handelt es sich bei dieser wie bei allen anderen Disziplinen nicht um eine Show, sondern vor allem um einen sportlichen Wettkampf. Darum lässt sich auch Bullenreiten problemlos mit dem Tierschutzgesetz vereinen. Und können Sie eine Sportart oder andere Aktivität nennen, die Menschen mit Tieren ausüben, wo nicht irgendein natürliches Verhalten des Tieres ausgenutzt wird? Warum soll man das nicht auch beim Rodeo tun dürfen?
   "Anatomisch bedingt" müsse der Flankengurt "über die Harnröhre gespannt werden, was dem Tier zusätzliche schmerzen bereiten dürfte".
   Jeder Mann auf der ganzen Welt weiß aus eigener Erfahrung, dass es überhaupt nicht weh tut, mit den Fingern seine Harnröhre viel kräftiger zu klemmen, als der Flankengurt die des Bullen klemmt. Darum sieht man auch deutlich, dass die Bullen niemals so auf dem Flankengurt reagieren, als ob es ihnen weh täte.
   Die Autoren haben die korrekte Observation gemacht, dass die Bullen im Gegensatz zu den Pferden "nach Absetzen des Reiters nicht davon liefen, sondern sich sofort umdrehten und sich dem abgeworfenen Reiter zuwendeten." Darum haben "sog. 'Rodeo-Clowns" die Aufgabe, den Bullen vom "Reiter abzulenken, um angriffe auf diesen zu vermeiden".
   Sie heißen und sind nicht Clowns, sondern Bullfighters (Bullenkämpfer), weil sie tatsächlich diese Aufgabe haben. Die erwähnten Angriffe umfassen z.B. den Reiter zu forkeln, rammen, treten, hoch in die Luft werfen, auf ihn trampeln, 'Freighttraining' und was die Bullen sonst noch allem, das sich in der Arena bewegt, antun können. All das riskieren die Bullfighters freiwillig, um das Leben des Reiters, der nicht immer nach dem Ritt auf den Beinen stehen kann, zu retten. Man sieht zwar ab und zu, dass Bullfighters auch in den Pausen als Clowns auftreten, aber das obige ist und bleibt der größte und wichtigste Teil ihrer Arbeit.

Wild Horse Race
Auf Seite 6 wird erst diese Disziplin korrekt beschrieben. Danach folgt eine ausführliche Beschreibung eines einzelnen Unfalls, wo das Pferd in der Startbox gestiegen und rückwärts umgefallen ist, wobei es "gegen die Stahlrohre der Arenabegrenzung" gestoßen ist. Obwohl ich selbst nie einen solchen Unfall gesehen habe, weder kann noch will ich bestreiten, dass diese Beobachtung korrekt ist.
   Bestreiten will ich aber, dass der "sportliche Aspekt dieser Disziplin (...) absolut nicht nachvollzogen werden" könne. Wie Sie auf dieser Website unter Disziplinen lesen oder selbst bei einem Rodeo sehen können, ist der sportliche Aspekt, dass jede Mannschaft versucht, das Pferd festzuhalten, bis einer von ihnen auf ihm sitz; die zwei anderen lassen dann das Pferd los und der Reiter muss nun eine bestimmte Strecke auf dem Pferd reiten, ehe er abspringt und einem der Richter das Rigging überreicht. Die Mannschaft, die das in kürzester Zeit schafft, hat gewonnen.
   Bezüglich der "hohen Verletzungsgefahr für die Pferde" will ich nochmals darauf aufmerksam machen, erstens dass die Tiere nicht so überempfindlich und neurotisch sind, wie sich einige Menschen ihrem Namen fühlen, zweitens dass gemäß meinen Beobachtungen die Pferde wesentlich dickhäutiger und brutaler gegen die zweibeinigen Teilnehmer sind als umgekehrt.
   Dass "Disziplinen, bei denen Menschen gegen Tiere kämpfen" (und ungekehrt!) "den allgemeinen Wertvorstellungen zum Umgang mit Tieren" widersprechen, ist, wenigstens für einige Menschen in unserem Teil der Welt, wahr. Nur muss man sich Fragen, ob dieser Widerspruch daran liegt, dass die Disziplinen oder die Wertvorstellungen falsch sind. Wie ich anderswo auf dieser Website erklärt habe, werden die Tiere beim Rodeo weniger brutal behandelt als z.B. Hunde, wenn Ihre Menschen mit ihnen spielen.
   Dann kommt wieder die Behauptung, dass Rodeo unter § 3 Nr. 6 TierSchG. gehöre. Damit sei "auch eine fahrlässige Verursachung von Schmerzen, Leiden und Schäden" eine Ordnungswidrigkeit gemäß § 18 Abs. 1 Nr. 4.
   Egal wie oft das wiederholt wird, ist und bleibt es falsch. Alle Disziplinen beim Rodeo sind sportliche Wettkämpfe und gehören damit unter § 3 Nr. 1.b TierSchG. Hier steht überhaupt nichts von Fahrlässigkeit, sondern von "Maßnahmen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder Schäden verbunden sind". Eine Maßnahme ist eine bewusste Handlung, die man ausführt, um einen bestimmten Zweck zu erzielen. Das umfasst nicht, dass z.B. ein vierbeiniger Teilnehmer stolpert und sich dabei Weh tut, auch nicht wenn einer oder mehrere der zweibeinigen Teilnehmer versehentlich zum Auslösen des Unfalls beitragen.

Der Einsatz von Sporen
Es heißt auf Seite 7, dass das "Tragen von sog. Western-Sporen (...) bei allen Disziplinen zu beobachten" sei. Hier ist es wichtig, dass man, anscheinend im Gegensatz zu den Autoren des Gutachtens, auf den Unterschied zwischen den Sporen, die beim Western-Reiten und beim Rodeo beim Reiten auf Reitpferden verwendet werden, und den Sporen, die bei den Rough-Stock-Disziplinen verwendet werden, aufmerksam ist. Die Western-Sporen werden wie in dem Gutachten beschrieben "als feine Signalgeber zur Verhaltensmodifikation eingesetzt." Die bei z. B. Bareback-Reiten verwendeten Sporen unterscheiden sich von Western-Sporen in der Form und in der Verwendung: Die Räder sind mindestens 5 mm dick und haben eine abgerundete Kante, um Schnittwunden auf dem Pferd zu vermeiden. Sie werden nicht verwendet, um das Verhalten des Pferdes zu modifizieren, sondern weil der Reiter während des Rittes seine Füße auf den Schultern des Pferdes hin und her bewegen muss.
   Im Gegensatz zu Menschenhaut ist die vier Mal dickere Pferdehaut außen mit einem dichten Fell bedeckt und innen ist eine Fettschicht. Der Bereich, worauf die Sporen rollen, liegt über Muskeln und nicht über Knochen. Also tut die Verwendung der Sporen dem Pferd nicht so weh, wie sie z.B. auf dem Schienenbein eines Menschen würde. (Wenn man beim Englisch-Reiten auf die Seite des Pferdes tritt, um es vorwärts zu treiben, tut das bekanntlich dem Pferd auch nicht besonders weh.)
   Ich habe mich unter Tierwohlfahrt, Zirkus oder Wettkampf darüber ausgebreitet, warum ich dem Gerichtsentschluss, die Verwendung von Sporen bei den Rough-Stock-Disziplinen zu untersagen, nicht zustimmen kann. Darum werde ich das nicht alles hier wiederholen.

Etische und rechtliche Aspekte
Unter dieser Überschrift heißt es: "Bei Rodeos handelt es sich nicht um hier traditionelle Veranstaltungen. Wettkämpfe des Typs 'Mensch-gegen-Tier' ('wild horses fighting against man-power') sind überdies generell nicht vernünftig zu rechtfertigen; denn die Zufügung von Schmerzen, Leiden oder Schäden zur „Belustigung des Volkes“ widerspricht seit geraumer Zeit den allgemeinen Wertvorstellungen. Wettkämpfe dieses Typs sind überdies geeignet, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, die Instrumentalisierung von Tieren als gesellschaftlich toleriert erscheinen zu lassen. Dies entspricht jedoch nicht den Vorstellungen der Allgemeinheit, wie sich auch daran zeigt, dass seit 1990 im Bürgerlichen Gesetzbuch ausdrücklich bestimmt ist, dass Tiere nicht mehr als Sachen anzusehen sind (§ 90a)."
   Oh! Mir kommen fast die Tränen! Aber auch nur fast, denn:
1. Da Rodeos seit 1971 in Deutschland stattfinden, kann man sie meines Erachtens sehr wohl "hier traditionelle Veranstaltungen" nennen.
2. Dass "die Zufügung von Schmerzen, Leiden oder Schäden zur Belustigung des Volkes" "den allgemeinen Wertvorstellungen" widerspricht, ist korrekt. Das umfasst auch sowohl meine persönlichen Wertvorstellungen wie auch die Wertvorstellungen aller, die ich in Verbindung mit dem Sport kennen gelernt habe. Auch die Zuschauer, mit denen ich im Laufe der Jahre gesprochen habe, würden sich von so etwas überhaupt nicht belustigt fühlen, geschweige denn, dafür bezahlen, ihre kleinen Kinder es zuschauen zu lassen.
   Außerdem verbieten die Regeln des Sports ausdrücklich jede "Zufügung von Schmerzen, Leiden oder Schäden", auch in Deutschland. In dem Regelbuch des Deutschen Rodeo-Sportvereins (2011) steht ausdrücklich in § 5 Abs. 1: "Die Sicherheit und das Wohlbefinden der Pferde und Tiere insgesamt sind oberste Priorität aller Teilnehmer und Mitglieder. Missbrauch der Tiere in jeglicher Form wird zu keinem Zeitpunkt akzeptiert."
   Dass zu den Rodeos in Deutschland immer wieder eine fünfstellige Anzahl Zuschauer kommen, liegt unter anderem daran, dass den Tieren keine Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden. So sorgfältig wie die Veterinäre und Behörden uns überwachen, würde man das auch nicht tun können, ohne dass sie es bemerken und beanstanden würden.
3. Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Rodeogegner uns vorwerfen, der Sport sei eine "Instrumentalisierung von Tieren". In einigen Fällen habe ich mich gefragt, ob die überhaupt selbst wissen, was sie damit meinen, oder ob sie nur stolz sind, dass sie so ein feines Wort sagen können. Da es sich hier jedoch um ein von sachverständigen Wissenschaftlern ausgearbeitetes Gutachten handelt, gehe ich davon aus, dass sie das durchaus wissen.
   Aber Pferde werden seit 5.000 bis 6.000 Jahren als Arbeits- und Reittiere verwendet. Auch Rinder werden seit 6.000 Jahren als Arbeitstiere und Quellen für Fleisch, Milch und Leder verwendet. Das ist auch eine Instrumentalisierung der Tiere. Wenn man die Welt von diesem Gesichtpunkt aus betrachtet, fällt mir überhaupt keine Aktivität ein, wo Menschen irgendwas mit Tieren machen, die man nicht mit Recht eine Instrumentalisierung nennen kann. Ihnen vielleicht?
   Wenn man wählt, einige Aktivitäten, an denen Tiere teilnehmen, als Instrumentalisierung zu betrachten und andere solche Aktivitäten nicht, muss man auch diese Unterscheidung sachlich begründen und definieren. Eine solche Begründung oder Definition habe ich noch nicht gesehen.
4. Das BGB, Erstes Buch, Zweiter Abschnitt (§§ 90-103) befasst sich mit "Sachen. Tiere". In den zwei ersten Paragraphen dieses Abschnittes wird definiert, was unter den Begriff "Sachen" fällt oder nicht: Gemäß § 90 sind "Sachen im Sinne dieses Gesetzes" (...) "nur körperliche Gegenstände." § 90a lautet: "Tiere sind keine Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt. Auf sie sind die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden, soweit nicht etwas anderes bestimmt ist."
   Das bedeutet nicht, dass jederlei Verwendung oder Nützlichmachung von Tieren laut diesem Gesetz unästhetisch ist (egal ob die Tiere es selbst als Instrumentalisierung empfinden oder nicht – falls sie überhaupt mit solchen Begriffen operieren), sondern bloß, dass die Bestimmungen in diesem Abschnitt nur in Verbindung mit Tieren Verwendung finden, falls die betreffende Frage nicht z. B. durch das Tierschutzgesetz geregelt wird. Ist dies der Fall, gilt dieses Gesetz vorrangig vor den Bestimmungen in diesem Abschnitt des BGB, die damit nicht relevant sind.
   Wie dem auch sei, der Rodeosport, einschließlich der Rough-Stock-Disziplinen, lässt sich durchaus damit vereinen, wie die Autoren des Gutachtens diesen Paragraphen auslegen. Denn wie es z. B. in dem Regelbuch des DRSV unter Tierschutz heißt: "Unsere Tiere sind unsere Partner, unsere Sportkameraden und Freunde."

Anlage zum TVT-Gutachten
Für die Anlage sei "auf Grundlage digitaler Videoaufnahmen von 14 Rodeo-Veranstaltungen, die in den Jahren 2001 bis 2005 in der Bundesrepublik Deutschland stattfanden, das Ausdrucksverhalten der beteiligten Pferde in den Disziplinen Bare Back Riding (BBR) und Saddle Bronc Riding (SBR) protokolliert, analysiert und ausgewertet" worden (Seite 1 der Anlage). Auf Seite 11 der Anlage ist eine Liste der ausgewerteten Rodeos mit Ort, Datum, Veranstalter und beobachteten Disziplinen. Nur die letzten vier der 14 Rodeos wurden von dem jetzigen Veranstalter Rodeo America veranstaltet.
   Da ich erst 2007 zum ersten Mal bei einem Rodeo anwesend war, kann ich mich nicht dazu äußern, wie es früher war. Was ich hier schreibe, basiert, wie der gesamte Inhalt dieser Website, nur auf meine eigene Beobachtungen, in Deutschland also nur bei den von Rodeo America unter der Leitung von Dieter Brand veranstalteten Rodeos. Wie es bei den früheren Veranstaltern war, kann ich nicht beurteilen.

Die Videoaufnahmen der TVT wurden in vier Sequenzen unterteilt:
1. Pferd in der Chute
2. Zeitraum vom Verlassen der Chute bis zum Abwurf/Abnahme des Reiters
3. Zeitraum vom Abwurf/Abnahme des Reiters bis zur Abnahme des Flankengurts
4. Zeitraum von der Abnahme des Flankengurts bis zum Verlassen der Arena
   Bei den Rodeos, die ich gesehen habe, war die Reihenfolge (seitdem das Verwaltungsgericht im April 2010 entschlossen hat, "dass das Verbot, einen Flankengurt zu verwenden, rechtswidrig war") anders: Der Flankengurt wird erst abgenommen, nachdem das Tier die Arena verlassen hat. Wenn es den Reiter los geworden ist, läuft es, mehr oder weniger von selbst, in die Gasse zwischen den zwei mittleren Chutes hinein und dort wird sowohl der Flankengurt wie auch die übrige noch an dem Tier befindliche Ausrüstung abgenommen. Während das Tier noch frei in der Arena herumlaufen kann, ist viel zu schwierig und gefährlich, überhaupt zu versuchen, irgendwas von dem Tier abzunehmen.

Es folgt dann eine lange und detaillierte Beschreibung, bei welchen Pferden in welcher Sequenz welches mimisches Ausdrucksverhalten (Stellung der Ohren und der Ober- bzw. Unterlippe) beobachtet wurde und wie sie sich sonst in der Chute verhalten haben (Buckeln, Kopfschütteln, Lecken usw.). Es wird von fünf verschiedenen "Displays" gesprochen, die sich auf verschiedene Ausdruckselemente beziehen, z. B. das Display "Furcht/Angst" oder "ein defensiv-aggressives Display". In dieser Verbindung wird auf einer "Anlage zur LAGV-Sitzung vom 14./15.12.2005: Das mimische Ausdrucksverhalten von Pferden als Mittel zur Beurteilung von Befindlichkeiten beim Einsatz von Rodeopferden" verweisen. Es ist mir nicht gelungen, diese Anlage zu finden, aber die Displays werden in der Anlage des Gutachtens definiert.
   Mir fehlt jedoch wieder ein Vergleich mit der Mimik, die Pferde in anderen Verbindungen zeigen, nicht nur bei anderen Reitsportarten, sondern überhaupt. Wenn z. B. in meinem Reitklub die Pferde in ihren Boxen stehen und wissen, dass es Zeit für das 'Abendessen' ist, und sie hören, dass der Wagen mit dem Futter über den Hof rollt, werden sie immer unruhig. Und wenn sie nach dem Reiten wieder in den Boxen stehen, bedeutet eine Mimik mit offenem Mund und vorgestreckten Lippen bloß, dass Nina sich mit einer Plastiktüte in der Hand nähert. Ich bestreite natürlich nicht, dass die Autoren die beschriebenen Mimiken und Verhaltensweisen bei den Rodeopferden tatsächlich observiert haben, aber ein solcher Vergleich hätte zeigen können, ob und wie diese (und damit das geistige Befinden der Pferde) sich von denen unterscheiden, die sonst bei Pferden beobachtet werden können.

Abschnitt 5 dieser Anlage beschreibt die Sequenz "GurtAb": den Zeitraum, nachdem der Reiter auf der einen oder anderen Weise von dem Pferd runter gekommen ist, "bis zur Abnahme des Flankengurts". In der Praxis verlief diese Sequenz entweder bis der Flankengurt schon in der Arena abgenommen wurde, wozu "in 36 % aller Starts die Pick-Up-Men nicht in der Lage waren", oder bis die Pferde "mit noch angelegtem Flank" die Arena verließen.
   Wie oben erwähnt versucht man heutzutage nicht, den Flankengurt in der Arena abzunehmen, sondern man tut das in der Gasse zwischen den Chutes. Die Tiere wissen, wo sie hingehen sollen, und beruhigen sich in der Gasse so sehr, dass man, ohne Tiere oder Menschen zu gefährden, die Ausrüstung abnehmen kann. So geht diese Arbeit auch viel leichter.
   In Abschnitt 7 steht, dass "die Abwehr-Verhaltenselemente 'Vertikales Schweifschlagen', 'Bocken' und 'Hinten-Ausschlagen' auf den Flankengurt zurückzuführen sind." Hier fehlt mir ein Vergleich damit, in welchem Umfang die Pferde diese Verhaltenselemente in den erwähnten Disziplinen ohne Flankegurt ausweisen. Dieser Vergleich hätte zeigen können, ob die Verhaltenselemente nur mit und nicht ohne Flankengurt vorkommen.
   Nach der Veröffentlichung des Gutachtens war die Verwendung des Flankengurtes mehrere Jahre lang untersagt. Ich habe darum selbst dazu Gelegenheit gehabt, die Pferde mit und ohne Flankengurt in der Arena zu beobachten. Da ich die erwähnten Verhaltenselemente auch bei Rodeos ohne Flankengurt gesehen habe, neige ich zu der Annahme, dass sie nicht nur durch den Flankengurt ausgelöst wurden.

Wie hart wird der Flankengurt angezogen?
Die letzten drei Seiten der Anlage zu dem Gutachten beschäftigen sich damit, auf welcher Weise und wie hart der Flankengurt um den Leib des Pferdes angezogen wird. Es wird erstens davon ausgegangen, dass die Spannkraft des Gurtes in Gurtrichtung durch das Flaschenzug-Prinzip fast verdreifacht wird, zweitens dass am freien Ende des Gurtes mit einer Kraft von 1.000 N gezogen wird (was in runden Zahlen entspricht, ein Gewicht von 100 kg in einer Sekunde 1 Meter zu heben). Wenn man "von einer Kraftverstärkung durch den Flaschenzug von 2,5" ausgeht, lässt sich somit berechnen, dass eine Kraft von 2.500 N "auf das Pferd wirken" wird.
   Ich kann dieser Annahme und der Berechnung aus zwei Gründen nicht zustimmen: erstens weil ich, seitdem wir wieder mit Flankengurt reiten dürfen, mehrmals beobachtet habe, wie und wie hart der mit dieser Aufgabe vertraute Helfer an dem freien Ende des Gurtes zieht, zweitens weil ich als Anhaker und Kranfahrer ausgebildet bin und gearbeitet habe.
   Was die ausgeübte kraft beim Anziehen betrifft, bin ich nicht so sicher, dass eine Zugkraft von 1.000 N (100 kg) "für einen erwachsenen Menschen kurzzeitig ohne Probleme erreichbar" ist. Wenn man ein Gewicht senkrecht vom Boden hebt und es so tut, dass man mit den Muskeln der Oberschenkel und nicht denen des Rückens hebt, können viele, aber durchaus nicht alle Männer 100 kg heben. Auf dem Foto in dem Gutachten sieht man aber, dass der Helfer, der am freien Ende des Flankengurtes zieht, auf einer waagerechten Stange des Gitters steht und mit den Knien gegen die oberste Stange stützt; das Pferd ist aus der Box auf der rechten Seite des Helfers ausgelaufen, befindet sich gerade vor ihm und läuft in der Vorwärtsrichtung des Helfers weg. In der Stellung kann kein Mensch der Welt mit 1.000 N ziehen.
   Bei der in diesen Jahren verwendeten mobilen Arena des Rodeo America ist die Startanlage so eingerichtet, dass die Tiere mit der Seite zur Arena stehen, so dass sie beim Öffnen der Tür mit einer ca. 90 Grad Drehung anfangen. Der Helfer steht auf einer Plattform auf der gegengesetzten Seite der Tiere und die oberste waagerechte Stange ist in seiner Bauchhöhe. Aber auch hier ist nicht möglich, mit so viel Kraft am Flankengurt zu ziehen.
   Das versucht er auch gar nicht zu tun. Ich habe es einige Mal aus bloß 1 Meter Entfernung beobachtet, wie er das tut, und er zieht meiner Schätzung nach höchstens mit 50 N (5 kg). Auch dies liegt daran, dass man beim Rodeo den Tieren nicht weh tun soll; die Wirkung des Flankengurtes entsteht nicht durch einen von ihm ausgeübten Schmerz oder Druck, sondern durch die bloße Anwesenheit eines Fremdkörpers an den kitzligen Flanken des Tieres. Zu diesem Zweck muss der Flankengurt zwar so eng passen, dass er nicht über die Kruppe des Tieres gleiten und abfallen kann, aber auch so locker, dass er wegen der Bewegungen des Tieres ein bisschen hin und her gleitet.

Was die Steigerung der Spannkraft durch den Flaschenzug betrifft, macht man einen Fehler, wenn man, wie in dem Gutachten, die "Reibung vernachlässigt". Die Friktion zwischen den Teilen des Gurtes, die auf einander reiben, und zwischen diesen und den Ringen ist groß genug, um eine Steigerung der Spannkraft erheblich zu reduzieren.
   Dazu kommt, dass die vom Helfer ausgeübte Zugkraft nicht um einen Faktor 2,5 vergrößert wird: Bei der dritten Biegung um den Ring muss man auch den Angriffswinkel (den Winkel zwischen dem freien Ende des Gurtes, an dem der Helfer zieht, und dem damit verbundenen Teil, der zwischen den beiden Ringen verläuft) beachten. Auf den Bildern 1 und 2 ist dieser Winkel ungefähr 90 Grad, was durchaus nicht ungewöhnlich ist.
   Um die durch das Ziehen am freien Ende des Gurts entstehende Spannkraft zwischen den Ringen zu berechnen, muss man ein Rechteck zeichnen, in dem dieser Teil des Gurtes den Diagonal bildet und der damit verbundene, zwischen den Ringen verlaufende Teil des Gurtes die waagerechte Seite des Rechteckes bildet. Die von dem Helfer auf das freie Ende des Gurtes ausgeübte Kraft verteilt sich auf die senkrechte und die waagerechte Seite des Rechteckes. Nur die Kraft entlang der waagerechten Seite des Diagonales trägt zu einer Steigerung der zusammenziehenden Kraft zwischen den beiden Ringen bei; die Kraft entlang der senkrechten Seite des Rechteckes zieht nicht die Ringe gegen einander, sondern hebt das ganze System senkrecht nach oben.
   Bei einem Angriffswinkel von 90 Grad ist die Länge der waagerechten Seite des Rechteckes null, das heißt, die von dem Helfer kommende Zugkraft wird durch den äußersten Teil des Flaschenzuges überhaupt nicht vergrößert. Sie wird sogar noch durch die hier entstehende Friktion vermindert, und zwar mehr als man sich vielleicht vorstellt, wenn man das, oder etwas ähnliches, nicht selbst probiert hat.
   Bei den üblich, jetzt auch in Deutschland, verwendeten Bauweise der Startanlage steht der Helfer an der einen Seite des Tieres. Während der Reiter sich zurechtsetzt, beträgt der Angriffswinkel ca. 60 Grad. Wenn der Helfer mit 50 N zieht, lässt sich die Kraft, um die die Spannkraft zwischen den beiden Ringen durch den ersten Teil des Flaschenzuges vergrößert wird, als cos60 ∙ 50 = 25 N berechnen. Da der Helfer jedoch erst mit "voller" Kraft zieht, wenn die Tür zur Arena aufgeht, und wegen der Schnelligkeit, mit der sich das Tier vom Helfer wegdreht und in die Arena springt, wobei sich der Angriffswinkel auf 90 Grad oder mehr steigert, kann diese Vergrößerung außer Acht gelassen werden, weil sie in der Praxis nicht stattfindet.
   Die Spannkraft wird also nur einmal vergrößert. Von einer Verdoppelung wäre jedoch nur die Rede, wenn der Gurt über zwei Takeln mit frei rollenden Rädern liefe. Er läuft aber über Ringen, die nicht viel dicker als der Gurt sind. Außerdem reiben an beiden Ringen zwei Teile des Gurtes gegen einander, weil sie mit unterschiedlicher Geschwindigkeit durch den Ring gleiten. Sowohl der sehr kleine Biegeradius des Gurtes um die Ringe wie auch die Reibung zwischen den Gurtteilen verursachen eine erhebliche Friktion in dem Flaschenzug.
   Darum bin ich nicht sicher, ob die Vergrößerung der Spannkraft durch den Flaschenzug überhaupt die Verminderung der Spannkraft durch die innere Friktion des Flaschenzuges übersteigt – oder ob es sogar umgekehrt ist.
   Auf der zweitletzten Seite wird die Frage von einer der Autoren gestellt, wie viel Kraft man aufwenden muss, um den Abstand zwischen den beiden Ringen des Flaschenzuges "von ca. 13 cm auf ca. 4 cm zu verkürzen", wie es auf "Bild 3 und 4" zu sehen ist. Ein Physikstudent an der Universität Hannover antwortet, dass man das "hier nicht sagen" kann, und erwähnt auch ein paar Gründe dafür. Er zeigt zwar ein Beispiel einer Berechnung, macht aber ausdrücklich darauf aufmerksam, dass nur ein solches ist, und erwähnt auch einige Faktoren, die man bei der Berechnung braucht, aber nicht hat.
   Ich sehe keinen Grund, zu bezweifeln, dass die beiden Fotos bei dem selben Start aufgenommen wurden, und die Einschätzung der beiden Abständen zwischen den Ringen kann ich auch ohne weiteres zustimmen. Dass der Abstand zwischen den Ringen so sehr vermindert wird, liegt aber meines Erachtens daran, dass der Gurt vor dem Anziehen (Bild 3) so locker ist, dass man ihn ohne nennenswerten Kraftaufwand so viel enger ziehen kann. Diese Annahme basiere ich auch darauf, dass der äußere Ring auf Bild 4 ca. 10 cm über den Rücken des Tieres gehoben wird und der Gurt bei diesem Ring fast gerade ist. Letzteres bedeutet, dass der Ring, wie man sieht, nur eine geringe seitwärts Kraft auf diesen Teil des Gurtes ausübt.

Konklusion
Das Gutachten der TVT weicht auf so vielen Punkten davon ab, was ich im Laufe der Jahre bei Rodeos und in Verbindung mit vielen anderen Aktivitäten, die Menschen mit Pferden, Rindern und anderen Tieren ausüben, observiert habe, dass das Gutachten meines Erachtens als Grundlage eines Rationellen Entschlusses nicht verwendbar ist.

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